Digitalisierung in der Pflege

27.09.2018

Bereits heute ist der Pflegesektor ein wichtiger und maßgeblicher Versorgungsbereich, der unter den Gesichtspunkten zunehmender multimorbider und geriatrischer Krankheitsbilder weiterhin an Prominenz gewinnen wird. Damit kommt der Pflege schon heute eine zentrale Rolle in einem komplexen interdisziplinären Versorgungsumfeld zu, in dem eine Vielzahl von Daten und Informationen anfallen. Ihre Erfassung, Verarbeitung sowie der Austausch kann aktuell jedoch nur mit hohem Verwaltungssaufwand versorgungs- und behandlungsorientiert realisiert werden. Zunehmende intersektoral gesteuerte Prozesse entlang der gesamten Versorgungskette werden den Bedarf nach Information, Kommunikation und Dokumentation perspektivisch jedoch noch weiter steigern.

„Digitalisierung hat das Potenzial, dem Versorgungsnotstand effektiv entgegenzuwirken. Dabei soll durch die Digitalisierung in der Pflege nicht der Mensch ersetzt werden. Vielmehr sollen Pflegefachkräfte darin unterstützt werden, ihrer eigentlichen Tätigkeit, der Betreuung von pflegebedürftigen Personen, nachzukommen. Weiterhin lassen sich durch Maßnahmen der Digitalisierung in der Pflege die geltenden hohen Standards und Qualitätsmaßstäbe auch bei zunehmender Aufgabenverdichtung sicherstellen. Dabei muss Pflege sektoren- und berufsübergreifend mit einem ganzheitlichen Ansatz erfolgen, damit der ländliche Raum genauso profitiert wie die städtische Bevölkerung“, so Sebastian Zilch, Geschäftsführer des bvitg, zu den Potenzialen der Digitalisierung in der Pflege.

Die Regierung ist sich der personellen und finanziellen Engpässe des Pflegesektors ebenfalls bewusst. Um den zukünftigen Herausforderungen im Pflegesektor effektiv zu begegnen, wurde der Status der Pflege im aktuellen Koalitionsvertrag beschrieben sowie entsprechende Lösungen angekündigt.

„Gerade in Deutschland, aber auch bei unseren europäischen Nachbarn, spüren wir deutlich die sozialen und wirtschaftlichen Folgen einer überalterten Gesellschaft. Unser Gesundheitssystem operiert in einigen Bereichen heute schon am Limit, während administrative Prozesse nach wie vor analog und zeitaufwendig abgewickelt werden“, kommentiert Jessica Birkmann, bvitg-Referentin für Politik, den Status der Pflege als Teil der Versorgungsprozesse im Gesundheitswesen.

Die Folgen sind gravierend: das Pflegepersonal, Pflegefachmänner und -frauen werden überproportional mit administrativen Tätigkeiten belastet und die so gebundene Zeit kann nicht für die Pflege am Menschen genutzt werden. Eine nachhaltige Digitalisierung in der Pflege kann hier zeitnah zu einer erheblichen zeitlichen Entlastung führen und damit zur generellen Schonung der pflegerischen Personalressourcen beitragen.

Aus diesem Grund hat sich die Arbeitsgruppe Digitalisierung in der Pflege des bvitg (AG DiP) intensiv mit den Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag beschäftigt und die Sicht der Gesundheits-IT in einem entsprechenden Positionspapier veröffentlicht. Gemeinsam mit den Experten aus den Mitgliedsunternehmen des bvitg entwickelt, enthält das Positionspapier des bvitg kurz- und mittelfristige Basisforderungen, die für eine effiziente Digitalisierung des Pflegebereichs unabdingbar sind. Neben infrastrukturellen Verbesserungen sind hier vor allem die Integrierung der Pflege in den Versorgungsprozess sowie die Einbindung von digitalen Prozessen in die Pflegeabläufe die wichtigsten Forderungen des Verbandes.

Darüber hinaus hat sich der bvitg an der Kommentierung des Referentenentwurfs zum Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz (PpSG) beteiligt. Um die im Gesetzesentwurf aufgegriffenen telemedizinischen Netzwerkstrukturen sinnvoll umsetzen zu können, ist zunächst die Einbindung der ambulanten und stationären Pflege in die Telematikinfrastruktur (TI) Voraussetzung. Der bvitg fordert daher eine gesamtheitliche Digitalisierungsstrategie. Um Pflegepersonal zukünftig nachhaltig zu entlasten, müssen von der Politik die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu zählt für uns die gezielte Förderung und Finanzierung digitaler Lösungen im Pflegebereich, der vollständige Verzicht auf papiergebundene Prozesse sowie die Beteiligung der Industrie bei der technischen Ausgestaltung von verbindlichen Richtlinien.

Laden Sie sich hier den aktuellen bvitg-Monitor herunter:

bvitg-Monitor I EHC 5-2018 (1,14 MB)

bvitg-Referentin

Jesscia Birkmann
Referentin Politik
jessica.birkmann@bvitg.de