KI-Innovation im Gesundheitswesen

04.06.2021
Veranstaltungen
Gemeinsam widmeten der KI Bundesverband und der Bundesverband Gesundheits-IT dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen am 12. Mai 2021 eine digitale Veranstaltung. Mehr als 200 Teilnehmende diskutierten, wie eine zukunftsorientierte Datennutzung den Einsatz von KI ermöglichen und verbessern kann.

Von Sprachassistenten bis hin zur bildgebenden Diagnostik – KI-basierte Lösungen eröffnen eine ganze Reihe von neuen Möglichkeiten und Chancen für die Gesundheitsversorgung. Doch noch immer werden Innovationen in diesem Bereich von den hierzulande vorherrschenden Rahmenbedingungen ausgebremst – allen voran dem Zugang zu qualitativ hochwertigen und versorgungsbezogenen Daten. Um Wege zu diskutieren, wie diese Hindernisse überwunden werden können, luden der KI Bundesverband und der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) zum digitalen Austausch.

Inhaltliche Impulse von vier Expertinnen und Experten

Nach einleitenden Worten durch Sebastian Zilch (bvitg) und Dr. Julia Hoxha (KI Bundesverband) startete die von Philipp Grätzel von Grätz moderierte Veranstaltung mit dem Impulsvortrag von Nicole Formica-Schiller (KI-Bundesverband, CEO & Founder Pamanicor Health). Sie zog dabei anhand von internationalen Praxisbeispielen einen Vergleich zu Ländern wie Estland, Dänemark oder Südkorea, um aufzuzeigen, wo in Deutschland Nachholbedarf besteht. So leide der KI-Standort Deutschland unter anderem unter bürokratischen Hürden, Rechtsunsicherheit beim Thema Gesundheitsdaten und dem praktischen Einsatz von KI-Lösungen sowie fehlendem Transfer von Forschung in die Praxis.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Prof. Dr. Ulrich Kelber ergänzte anschließend durch seinen Vortrag aus der Perspektive eines Datenschützers. Auch er verwies auf das große Potenzial von KI im Gesundheitswesen – etwa um mehr Präzision und Effizienz zu erreichen, betonte gleichzeitig aber auch mögliche Gefahren. Um Letzteren entgegenzuwirken, brauche es aus seiner Sicht klare Datenschutzregelungen und -verordnungen, um eine vertrauenswürdige KI zu schaffen.

Den möglichen Effizienzgewinn durch KI-Lösungen hob auch Andreas Kassner, stellvertretender Vorsitzender des bvitg, in seinem Vortrag hervor. Er verwies auf den steigenden Zeitaufwand für Administration und Bürokratie im Gesundheitswesen, der sich zulasten der Zeit für Patientinnen und Patienten auswirkt. Gerade hier könnten KI-Lösungen durch eine Automatisierung und das Controlling von Prozessen helfen.

Den vierten Vortrag übernahm Prof. Dr. Roland Eils, Gründungsdirektor des Berlin Institute of Health Zentrum Digitale Gesundheit, der diesen mit dem Motto „Daten retten Leben“ überschrieb. Diesen Ausdruck veranschaulichte Eils am Beispiel der Krebsbehandlung und der Früherkennung von Krankheiten. Er betonte die große Bedeutung von Vertrauen, welches nur durch eine stärkere Fokussierung auf die Patientinnen und Patienten erreicht werden könne.

Diskussion und Ausblick

In der darauffolgenden Podiumsdiskussion sowie der sich daran anschließenden Frage- und Diskussionsrunde wurden die aufgestellten Thesen noch einmal diskutiert und die Möglichkeit für Fragen ausgiebig genutzt. Daran anknüpfend diskutierten die Teilnehmenden im Rahmen von acht Workshops praxisbezogene Fragestellungen zu den drei Schwerpunkten: Datenzugang, Datennutzung und Use Cases.

Dabei fand beispielsweise ein offener Austausch zu Herausforderungen, Best Cases im Datenzugang sowie relevante Einflussfaktoren im Kontext des Datenzugangs statt. Als besonders relevant wurden unter anderem die Themenfelder Mindset, Datenschutz, Datenqualität und Vertrauenswürdigkeit bzw. Akzeptanz von KI-Systemen identifiziert. In einigen Workshops wurde auch an konkreten Empfehlungen gearbeitet, wie der Zugang zu Daten für den Aufbau von KI-Systemen erleichtert werden könnte.

Die Veranstaltung verdeutlichte einmal mehr den großen Handlungsbedarf aufseiten aller Beteiligten, um die Entwicklung und Anwendung von KI-Innovationen auch hierzulande entschlossener als bisher voranzutreiben und unnötige Hürden abzubauen. Die in der Veranstaltung aufgeworfenen Fragestellungen und Problempunkte sollen im nächsten Schritt in einem zeitnah folgenden Whitepaper noch einmal aufgegriffen werden.