KHZG – Potenziale für die klinische Pflege

09.04.2021
Veranstaltungen
In einer gemeinsamen Veranstaltung des Deutsche Pflegerats und des Bundesverband Gesundheits-IT am 01. April betrachteten über 100 Pflege-Entscheiderinnen und -Entscheider sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Industrie das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) aus der Perspektive der klinischen Pflege und diskutierten, wie damit die Digitalisierung in diesem Bereich vorangetrieben werden kann.

Das KHZG ist auch für die Digitalisierung der Pflege eine große Chance, – wirft gleichzeitig jedoch auch viele Fragen auf. Um diesen auf den Grund zu gehen und die potenziellen Mehrwerte dieses bislang einzigartigen Förderprogramms sichtbar zu machen, luden der Deutsche Pflegerat und der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) Anfang April zum virtuellen Austausch.

Grundlagen und die Pflegemanagementsicht

Nach einer kurzen Einleitung durch Irene Maier, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats, sowie Thomas Möller, Referent Politik beim Bundesverband Gesundheits-IT, startete der Inputteil der Veranstaltung mit einem Vortrag von Ecky Oesterhoff, der beim health innovation hub schwerpunktmäßig das Thema Krankenhaus betreut.

Er hob die besondere Rolle des KHZG unter den in dieser Legislaturperiode vom Bundesgesundheitsministerium auf den Weg gebrachten Gesetzesinitiativen hervor, da es als erstes Gesetz explizit die Digitalisierung im Krankenhaus in den Fokus nimmt. Zudem zeigte er auf, welche Aspekte des KHZG eine besondere Relevanz für die Pflege aufweisen und veranschaulichte dies anhand der unterschiedlichen Fördertatbestände. Er schloss seinen Vortrag mit dem Appell, den ärztlichen und pflegerischen Dienst nicht als Konkurrenten zu sehen, sondern die Zusammenarbeit in den Vordergrund zu stellen.

Direkt im Anschluss folgte Reiner Schrüfer, Pflegedirektor des Universitätsklinikums Erlangen und Vorstandsmitglied des Verbands der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands (vpu). In seinem Vortrag vermittelte Schrüfer den Teilnehmenden die Sicht des Pflegemanagements auf das KHZG. Er betonte dabei die Bedeutung einer strategischen Herangehensweise, um bestehende Prozesse sinnvoll zu digitalisieren und damit größtmögliche Mehrwerte zu erzielen. Die konkreten Chancen aber auch zu beachtenden Herausforderungen von digitalen Maßnahmen veranschaulichte er anhand der elektronischen Pflegedokumentation.

Pflegedokumentation und ein Beispiel aus der Praxis

Heiko Mania, Geschäftsführer von Nurs-IT und Vorstandsmitglied des bvitg, lenkte in seinem darauffolgenden Vortrag zuerst den Blick auf bestehende Hürden, welche die Digitalisierung in der Pflege bislang bremsen. Dazu gehören u.a. ungeklärte Finanzierungsfragen und ein digitalisierungsskeptisches Mindset bei vielen Beteiligten. Ein zentrales Thema war für ihn die Pflegedokumentation, da diese die ideale Ausgangslage für weitere digitale Innovationen bildet. Sein Ratschlag für Pflegeeinrichtungen war es, sich die zentrale Frage zu stellen, was sie durch Digitalisierungsmaßnahmen konkret erreichen möchten und dabei auch immer zu versuchen, zukünftige Entwicklungen mitzudenken.

Der letzte Impulsvortrag kam von Matthias Klimkait, Pflegedirektor des Klinikums Leverkusen. Er gab den Teilnehmenden einen Überblick, wie sich sein Haus den Herausforderungen des KHZG genähert hat und welche Erfahrungen im Planungs-, Antrags- und Umsetzungsprozess er bereits gemacht hat. Den Startpunkt bildete für ihn eine Bestandsaufnahme der eingesetzten Technologie. Anschließend verglich er gemeinsam mit seinem Team die unterschiedlichen Anbieter am Markt sowie deren Produkte. Ende 2020 nahm dann eine Projektgruppe die Arbeit auf, die sich seitdem der Koordinierung der Umsetzung widmet. Inhaltlich orientiert man sich in Leverkusen dabei auch an den mit der Sanktionsregelung verknüpften Fördertatbeständen, um mögliche Strafzahlungen ab dem Jahr 2025 zu vermeiden.

Die Teilnehmenden nutzten die anschließende Diskussionsrunde rege, um Fragen zu stellen. Neben den Regelungen in den einzelnen Bundesländern und dem Themenkomplex Interoperabilität ging es dabei auch um ganz praktische Fragen, etwa, wo sich Einrichtungen am besten Informationen rund um die KHZG-Förderung beschaffen können.

Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass die Kliniken angesichts des relativ engen Zeitplans möglichst zeitnah tätig werden sollten. Gleichzeitig müsse jedoch jede Maßnahme auf ihre (potenzielle) Nutzenstiftung hin geprüft und nicht etwa der Versuchung nachgegeben werden, möglichst viel zu beantragen, um die maximale Fördersumme zu erhalten.